ERNESTY INTERNATIONAL (EMG/Hoanzl)
Was 99 Prozent aller Bands und ihren Sängerinnen und Sängern fehlt, Ernst Tiefenthaler hat es: eine Stimme. Nicht nur ein Stimmchen zum Aufsagen von Texten durch ein Mikrofon, sondern ein Organ, das so klingt, als hätte es erlebt, worüber es berichtet. Das macht noch belanglose Lieder hörbar, obgleich Tiefenthaler sich diesbezüglich nichts nachsagen lassen muss. Immer in mehreren Projekten involviert, veröffentlicht er sein neuestes Album wieder unter dem zwischen Großadel und NGO angesiedelten Namen Ernesty International, Ernesty IV. Dabei zeigt sich, dass er immer dann am besten klingt, wenn er breiter instrumentiert. Hier unterstreicht vor allem das Keyboard seine Songs in ihrer (Bedeutungs-)Schwere, die sich der großen (Love is just Love) und kleinen Dinge (The Smell of Dogshit in early December) des Lebens annehmen. Einen Gutteil davon übersetzt er in die Weltsprache Americana, durchbricht deren Schablonen hier jedoch verlässlich mit elektronischen Stimmungsmachern oder einfach Ideenreichtum.
Karl Fluch, DER STANDARD
SIR TRALALA
Als David Hebenstreit aka. Sir Tralala um die Jahrtausendwende mit dem Debutalbum „Flying Objects, They Don`t Have a Brain“ in die österreichische Subkultur kracht, schlagen die Wellen bis rüber nach Deutschland. Während damals im Bayrischen Rundunk der Geisteszustand des Musikers diskutiert wird, hilft er – von Wien aus – Clubs, Labels und Musikern auf die Sprünge, musiziert als Gast auf mehr als 30 veröffentlichten Alben, komponiert und produziert Musik zu mehreren Kino- und Fernsehfilmen, und bereichert als Instrumentalist die Bühnenauftritte von „Der Nino aus Wien“, „Soap & Skin“, „Neigungsgruppe: Sex, Gewalt und Gute Laune“, „Die Buben im Pelz“ und anderen.
Etwa alle zehn Jahre veröffentlicht der Sir ein eigenes Album, das nächste erscheint Mitte Mai, und er wird einen kleinen Vorgeschmack darauf geben.
Diesmal widmet er sich mit „Echt Gute Böse Lieder“ liebevoll der österreichischen Seele. Abstruse Liebeshymnen, Außenseiter-Oden, Familiendramen, und Lieder über weltumspannende Arschlöcher stehen bei ihm an der Tagesordnung, und auch Tod und Teufel bekommen ihren Platz.