Lukas Lauermann
Lukas Lauermann ist der Cellist gefeierter Bands (Soap&Skin, Donauwellenreiter, Der Nino aus Wien, Ritornell, A Life A Song A Cigarette, u.a.), schreibt und spielt Musik für Film und Performance (Gelatin, Saint Genet, u.a.), realisiert Klangimprovisationen. Im Spätsommer dieses Jahres erscheint nun sein lange erwartetes Debut Soloalbum “How I Remember Now I Remember How” beim renommierten Label col legno, auf dem er uns einlädt, in „die großen Räume daneben“ reinzuhören. Erinnerungsräume sind das, Empfindungskammern, Sehnsuchtsplätze. Lauermann begreift Reduktion nicht als Aussparung von Dingen, sondern als Vertiefung in eine bestimmte Sache, er überträgt Gedichtzeilen in Musik, erweitert die Spielmöglichkeiten eines jahrhundertalten Instruments. Bei aller Experimentierfreude changiert seine Musik zwischen der intellektuellen Ernsthaftigkeit, die durch den Konzertsaal weht, und der Unmittelbarkeit von Popmusik. In beiden Welten ist Lukas Lauermann zu Hause. Seinen Stil bezeichnet er selbst als „barrierefrei modern klassisch”.
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Instant Choir
Ein Projekt von Mimu Merz mit Martin Gasser und Thomas Grill.
Welche Strategien lassen sich anwenden, um aus einer zufälligen, völlig unvorbereiteten Menschenansammlung ein gesteuertes, akustisches Event zu machen? Wie kann man Dinge, die jeder von sich aus schon dabei hat, im Performance-Kontext verwenden?
Mimu Merz, die Initatiatorin dieses Projekts wurde durch mehrjährige Konzertaktivität auf das Potential des Publikums und die Möglichkeiten dessen künstlerischer Nutzung aufmerksam. Im Laufe der Zeit integrierte sie Publikumsaktionen in die Dramaturgie. Benutzt wurden Stimmen, Alltagsgegenstände wie Zeitungen und Telefone, Schlüssel und Reißverschlüsse – kurz allesamt Dinge, die im täglichen Leben nicht weiter aufregend erscheinen, doch durch den gemeinsamen creative misuse plötzlich mit anderen Augen betrachtet werden. Zusammen mit den Medienkünstlern Michael Hackl und Thomas Grill entsteht medienunterstützt und partizipativ eine kollaborative Live-Performance, welche den Kurztext „Häcking – In jedem Mädchen ein Hafen“ von Mimu Merz als literarischen Kern in sich trägt.
Smart Phone mitbringen und während der Performance benutzen ausdrücklich erwünscht!
„Als ich das Mikro-Drama „Häcking“ von Mimu Merz zum ersten mal hörte, dachte ich mir: was wird denn da für ein Stuss dahergeredet? Psychokram, Nachrichtensamples, Werbungsfetzen, Alltagsschmarrn. Der Filmmensch würde Found- Footage dazu sagen, und William Burroughs hätte so was noch aus Zeitungen zusammengeschnipselt und es Cut Up genannt. Heute „denkt der Cursor“, wie es im Text sehr schön heißt. Aber der Cursor ist immer nur so gescheit, wie die Seite im Netz, die er gerade anklickt – also meistens: saublöd. Das Gute, Wahre und Schöne an „Häcking“ aber ist nun, dass es den gesampleten Müll hochkulturell aufpimpt: ein griechischer Chor kommentiert die Trivia, ein klassisches Cello simuliert die Aura von Bedeutung. Gäbe es noch ein Bildungsbürgertum, wäre das der ideale Adressat für eine solch herrliche Mogelpackung, die zeigt, wie man aus der Dialektik von hehrer Form und kläglichem Inhalt den alten Hochstaplertraum wahrmachen kann – nämlich aus Scheiße Gold zu machen.“ Fritz Ostermayer.