Bipolar Feminin – Ein fragiles System Tour
Klang ihre erste EP Piccolo Family noch wie ein Schrei der Ermächtigung, so haben Bipolar Feminin sich seither durch ihre mitreißenden Live-Gigs eine leidenschaftliche Anhänger*innenschaft erspielt, sind tatsächlich zu einer Art Macht geworden. „Wir spüren jetzt eine andere Form von Verantwortung“, sagt die Band, „Durch die veränderte Reichweite ist es für uns wichtiger geworden, uns intensiver mit der Musik und dem Texten auseinanderzusetzen. Die Arbeit ist bewusster und reflektierter geworden. Ein immer fortlaufender Prozess.“ Um dabei nicht im eigenen Saft zu braten, haben Frontfrau Leni Ulrich, Jakob Brejcha (Gitarre), Samuel Reisenbichler (Schlagzeug) und Max Ulrich (Bass) sich mit Produzent FAZO666FAZO (u.a. Baits, DEATHDEATHDEATH) zusammengetan. Das Resultat, ihr beim Hamburger Label Buback Tonträger erscheinendes Debüt-Album. Ein fragiles System, enthält zehn hochgradig mitsingbare Konfrontationen mit der Bipolarität von Wut und Liebe – ein eindringlicher Beleg, dass Rockmusik auch 2023 noch genau so relevant ist wie der in ihr vermittelte Gehalt Bei ihren Konzerten zeigt sich, dass Bipolar Feminin folgerichtig nicht bloß Teil, sondern Zentrum ihrer eigenen, selbst aufgebauten Bewegung geworden sind. Diese zehn Songs sind der Soundtrack dazu, gespickt mit Zeilen, die eine*n durch den vom fragilen System verschissenen Tag begleiten, von der Entfremdung („In deinem Wertesystem hab ich keinen Platz“ aus „Tüchtig“) bis zum Alternativentwurf Leben für lau („Attraktive Produkte“). Ein Album auf deiner Seite.
Text: Robert Rotifer
Bosna
Pete Prison IV (Vereter, Mekongg) startete Bosna 2016 als akustisches Noise-Soloprojekt und mit Sticky Lenz (Just Friends And Lovers, Lonesome Hot Dudes, Lime Crush) am Schlagzeug gedieh das Projekt. Wenn die beiden Musiker*innen einen Einblick in ihre kollektive Psyche gewähren, sind die Ergebnisse gewaltig. Fragmentarische Erzählungen und Erinnerungen sowie die Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen wie Rassismus und Homophobie prägen Petes Lyrics. Hypnotische Loops, presentation eingängige Gitarrenriffs und die melancholischen Stimmen verweben sich mit den rauen Drums zu einer dichten melodischen Einheit. Ungerade, jazzige Beats finden ebenso ihren Weg in Bosnas Musik wie noisige Arrangements, die wiederum im nächsten Moment von träumerischen Passagen durchbrochen