PAUL PLUT – HERBARIUM
Seitdem Paul Plut 2016 mit dem Todesmarsch “Lärche” das erste Lebenszeichen als Solokünstler von sich gab, hat sich die Düsternis beharrlich an seine Fersen geheftet. Widmete er sich auf den vergangenen zwei Alben dem Tod (“Lieder vom Tanzen und Sterben”) und seinem steirischen Heimatort (“Ramsau am Dachstein nach der Apokalypse”), so ist das Jenseits diesmal anderswo zu finden.
In seinem “Herbarium” (2024) versammelt Paul Plut zehn Lieder und Fragmente, die um den menschengemachten Schrecken, die kollektive Erschütterung und die leise Vorahnung kreisen, dass gerade etwas Großes in sich zusammenbricht, das nicht mehr so leicht aufzubauen sein wird.
PRESSEN, VERBINDEN, KONSERVIEREN
Erstmals überrascht Plut auf seinem neuen Tonträger mit Vertonungen anderer Künstler:innen (Christine Nöstlinger, Daniel Johnston, Garish, Hildegard Knef), sprachlicher Variationen (neben Dialekt auch Standard-Deutsch und Englisch) und neuen Stimmen (Barca Baxant, Nastasja Ronck, Violetta Parisini). Von den Vorgänger-Alben sind die Hörer:innen bereits auf eine große stilistische Bandbreite geeicht. Auch diesmal changiert Plut zwischen Tradition und Experiment (Salz, Samael), zwischen Harmonie und Härte (Wo einmal nichts war, Draußen fischt im Eis). Das mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs datierte Stück “Zur gleichen Zeit” bildet den Kern des Albums, in dessen Magnetfeld sich die anderen Lieder bewegen.
Dem durchdringenden Gefühl der Zerrüttung stellt Paul Plut sein “Herbarium” in den Weg; hier wird konserviert, zusammengehalten und verbunden. Jedem Tonträger (Kassette und digital) wird ein Buch beigelegt, in dem sich die Lieder zwischen gepressten Pflanzen, Texte zum Schaffensprozess, abgelichteten Objekte, literarische Inspirationen und versteckte Tracks einreihen.
ÜBER DEN KÜNSTLER
Paul Plut, geboren 1988 in Ramsau am Dachstein, ist autodidakter Musiker, Komponist und Texter. Er ist Teil der Bands Viech und Marta, komponiert für Film und Theater. Als Solokünstler reüssierte er mit den Alben „Lieder vom Tanzen und Sterben” (2017) und „Ramsau am Dachstein nach der Apokalypse” (2021). In Form eines monatlichen Newsletters teilt Plut Liner Notes, unveröffentlichte Demos und verwandtes Material mit seinen Hörer:innen.