Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Verein LIBIB.
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Ein Abend gegen Irrationalismus und instrumentelle Vernunft
von und mit Thomas Ebermann & Thorsten Mense & Flo Thamer
Pandemie, Klimawandel, Kriege, die Steuererklärung, der Verkehrsstau – Krisen über Krisen, und kein Ende in Sicht.
Das Lob der normalen Menschen hat gewaltig Konjunktur. Ob AfD oder Sahra
Wagenknecht, ob in Österreich die Freiheitlichen oder in Deutschland der sozialdemokratische Kanzler, sie alle machen Politik, womit die Bild-Zeitung Werbung macht: Gefeiert wird der schlichte, anspruchs- und selbstlose, hart arbeitende Mensch, der von Intellektuellen, Lifestyle-Linken und Eliten verraten wurde. Im Lob der Normalen steckt zugleich Verachtung, sie haben immer den zynischen Zweck, ihre Borniertheiten und die gesellschaftlich beschissene Stellung der Subalternen zu verewigen – im Namen allergrößter Wertschätzung versteht sich.
Wie der normale Mensch steht auch die Normalität hoch im Kurs. Schon lange hat sich im allgemeinen Bewusstsein durchgesetzt, dass das Deutschland, das Auschwitz verbrochen hat, deshalb nichts negativ Besonderes sei, sondern Normalität für sich beanspruchen darf, wenn nicht sogar dafür bestimmt sei, wieder Verantwortung in der Welt zu übernehmen. Manchen reicht das nicht. Sie fordern »Deutschland, aber normal«, eine Normalität, die in der guten alten Zeit siedelte und durch Bevölkerungsaustausch, Genderwahn, Schmähung des bewährten Dieselmotors etc. untergegangen sei und also wiederbelebt werden müsse. Aber auch die Normalität, die in jeder Krise als rasch Wiederherzustellende versprochen wird, ist eine trostlose Hoffnung. Denn so wird sakral, was deshalb richtig ist, weil es ist – ohne den Zustand der Welt und das Leid seiner Opfer kritisch zu hinterfragen. Die »Stimme der Vernunft« lehrt, dass alles Utopische, alles Ausbrechen wollen, sich nicht mit dem Status Quo abfinden wollen, chancenlos und zum schmerzhaften Scheitern verurteilt sei. Aber der Normalzustand, »dass es so weitergeht«, ist die eigentliche Katastrophe.
Auf Bühne und Leinwand besichtigen wir – angemessen polemisch, satirisch
wie analytisch, fragend und kritisierend – den ganz normalen Wahn und
den Wahn der Normalität, das Pathogene im Normalen, und das Irrationale,
das nicht das Gegenteil des Normalen ist, sondern aus diesem
erwächst. Es wird so witzig, wie Adornos Stahlbäder lustig sind.