Mavi Phoenix‘ Album Drama Cowboy ist eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit radikaler Selbstakzeptanz. Nach über einem Jahrzehnt persönlicher und musikalischer Entwicklung ist Mavi an einem Punkt angekommen, an dem er seine Intensität nicht nur annimmt, sondern sie bewusst in Szene setzt. Damit übernimmt er eine doppelte Rolle: als Dramaturg und als Dramatiker, der das Album in ein theatralisches Gesamtkunstwerk verwandelt; eine Mischung aus Performance und persönlichem Manifest.
Der Cowboy dient dabei als zentrales Symbol – ein Männer-Klischee, das Mavi spielerisch hinterfragt, um seine eigene Identität zu zelebrieren. Mit einem Zugang, der an den Zeitgeist der frühen 2000er erinnert, bricht Drama Cowboy konsequent mit musikalischen Konventionen. Klassische Country-Slide-Gitarren treffen auf futuristische Pop-Texturen.
Die Teilung des Albums in zwei Akte unterstreicht dessen emotionalen und beinahe rituellen Charakter. Der erste Akt ist direkt, energiegeladen und schnell. Mavi konfrontiert sein Publikum mit der Faszination, in ein Drama involviert zu sein, ohne selbst betroffen zu sein. Im Gegensatz dazu steht der zweite Akt: ruhiger, reflektierter, melancholischer. Hier richtet sich der Blick auf die weniger glamourösen Seiten des Dramas, auf die Leere, das Unausgesprochene, die Nachdenklichkeit, die bleibt, wenn der erste Rausch verflogen ist.
Drama Cowboy ist damit ein bewusst inszeniertes Werk, getragen von Selbstironie und einer klaren Haltung. Es führt Mavis theatralischen Stil auf eine neue Ebene und reflektiert zugleich die Inszenierung des Selbst in einer Welt, in der das Private ständig öffentlich wird. In einer Zeit, die geprägt ist von Social-Media-Überreizung, politischer Entfremdung und dem Gefühl einer permanenten Krise, ist dieses Album ein künstlerischer Akt des Widerstands – eine Einladung, das Drama nicht zu fürchten, sondern es sich anzueignen.
(Teresa Kamencek, 2025)